Vor drei Wochen sprach mich eine Nachbarin an, ob ich ihr mit ihren weißen Johannisbeeren helfen wollte. Sie seien jetzt alle reif und sie könne das nicht alleine bewältigen. Und ob ich wollte. Schnell über die Strasse und in einer halben Stunde meine größte Küchenschüssel bis oben hin gefüllt. Während des Pflückens konnten wir schön schnacken und ich hatte die Gelegenheit sie besser kennen zu lernen.
Erinnerungen an meine Kindheitstage kamen hoch: Sommerhitze, alle Verwandten zusammen, die im großen Nutzgarten meiner Oma versuchten, der Obst- und Gemüseschwemme Herr zu werden. Zusammen sitzen um den großen Küchentisch mit einem Berg von Bohnen, höher als ich damals war. Und die Gespräche und Scherze beim Pulen und Schnibbeln! Für mich Kindheitsidylle – vermutlich für die Erwachsenen nicht ganz so schön. Aber ich liebte das und all das fiel mir am Johannisbeerstrauch meiner Nachbarin wieder ein. Noch am selben Tag wurde leckeres Gelee aus den Früchten und ich kann mich jetzt bei jedem Frühstück an ein Stück Kindheitsglück erinnern.
Mich treibt das weiter um. Die Früchte in den Gärten werden jetzt nach und nach alle reif. In meinem Stadtteil sehe ich Früchte, die nicht mehr geerntet werden. Die Menschen haben das Interesse verloren, es ist ihnen zu viel Arbeit, kaum einer will die Sachen aus dem eigenen Garten mehr essen. Nicht immer und überall, aber eben doch.
Auch das beschäftigt mich bei meinen Überlegungen zur Nachhaltigkeit. Wie können wir das, was wir haben, Wert schätzen? Wie findet unser Überfluss den richtigen Abnehmer? Wie trauen wir uns zu teilen und unsere Gartenzäune dabei zu überwinden?
Dann bin ich bei einem Ausflug ins weltweite Netz auf Mundraub gestossen und habe mich sofort begeistert. Auf dieser Internetseite werden öffentlich zugängliche Stellen mit Obst, Gemüse, Beeren, Kräutern und anderen Pflanzen gelistet, wo man zur Erntezeit zum Eigenbedarf sammeln und pflücken kann. Darüber hinaus kann man Aktionen einstellen.
Sie beschreiben sich selbst so:
mundraub.org ist die größte Plattform für die Entdeckung und Nutzung essbarer Landschaften weltweit. Sie ermöglicht es dir, Fundorte zu kartieren, Aktionen anzulegen und Gruppen zu gründen.
mundraub organisiert Ernte-, Pflanz- und Pflegeaktionen und bietet geführte Entdeckertouren an.
Das ist doch stark! Mit meinen Hunden bin ich viel draussen unterwegs und sammle auch das eine oder andere. Der Gedanke mich dabei mit anderen sinnvoll zu vernetzen, gefällt mir sehr. Einen großen Brombeerfundort hier an meinem Urlaubsort habe ich schon eingetragen.
Und wenn das mit den Aktionen klappt und die reifen Äpfel auch geerntet und zu leckerem Apfelsaft werden, dann ist ein weiterer kleiner Schritt zum nachhaltigen und verantwortlichen Umgang mit uns selbst, unseren Mitmenschen in nächster Nähe und auch global getan.
In Gedanken an Huhn und Seestern , Fortsetzung folgt …
Hoffentlich nachhaltige Grüße,
Petra