Jede Veränderung ist eine Reise, auf der wir gute Begleiter brauchen. Ein Begleiter ist der Egoismus. Er hilft uns, persönliche Wünsche und Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren. Egoistisch sein bedeutet in diesem Zusammenhang, seine eigenen Bedürfnisse wahr und ernst nehmen. Egoismus ist gesund, dient dem Selbstschutz und fördert damit die Gesundheit. So gesehen, möchte ich mehr egoistisch sein.
Mein Egoismus sieht so aus:
Kraft tanken. Ich mache, was mir guttut. Mich todmüde zu einer Freundin schleppen, belebt mich. Eine Runde laufen gehen, auch wenn es regnet, es schon dunkler wird oder ich müde bin, lässt mich Kraft tanken. Ich bekomme den Kopf frei, laufe Spannungen aus mir raus und komme zufrieden wieder – spätestens unter der heißen Dusche spüre ich, wie gut es mir geht.
Freiräume gehören in mein Outlook. Der Abend zu zweit, das Tennistraining, der arbeitsfreie Tag trage ich in meinen Kalender ein wie meine Arbeitszeiten, den Arzttermin und alles andere, was ich so auf dem Zettel habe. Wenn ich auf meinen Kalender schaue, weiß ich, wann mich was erwartet. Ich bin zufrieden, wenn ich das erledigten konnte, was ich mir vorgenommen habe. Gerade dann, wenn ich wirklich eine Stunde lang lese, so wie ich es mir als Freiraum eingetragen habe.
Ansprüche runterfahren – ich kann nicht alles machen. Und ich will es auch nicht mehr. Das Gefühl, keinem gerecht zu werden, zehrt an mir. Wenn ich Zehren und Zerren spüre, besinne ich mich auf meinen Maßstab: Das ist das, was für mich machbar ist. Nicht das, was andere von mir erwarten oder meine eigenen hohen Ansprüche. Ich identifiziere die zu hohen Ansprüche, wenn ich genau hinschaue. Ich bitte mich dann selbst: Lass gut sein! Gut ist genug! Wenn ich auf das schaue, was für mich machbar ist, bekomme ich die Kontrolle und das nimmt mir den Druck.
Egoistisch sein heißt: Meinen Tag ausrichten an meinen Ressourcen, an meiner Kraft, die mir heute zur Verfügung steht. Heute geht das. An einem anderen Tag mag es anders sein.